Di 20.4. / 20 Uhr / naTo
Eintritt: 5,50 / 4,50 €

BORDERLINE

Großbritannien/Schweiz 1930

Regie / Buch / Kamera: Kenneth Macpherson
Schnitt: Kenneth Macpherson; Bryher (Annie Winifred Macpherson), Helga Doorn (H.D./Hilda Doolittle)
Musik: Courtney Pine
Darsteller: Paul Robeson, Eslanda Robeson, Helga Doorn (= Hilda Doolittle), Gavin Arthur, Charlotte Arthur, Blanche Lewin, Robert Herring, Bryher (= Annie Winifred Macpherson)
Produktion: Pool, Kenneth Macpherson
Premiere: 13.10.1930 (Großbritannien)
Schwarzweiß
Stumm
Zwischentitel: Englisch (Deutsch untertitelt)
Laufzeit: 71 min

In der provinziellen Umgebung einer kleinen Grenzstadt entspinnt sich zwischen einem schwarzen und einem weißen Paar ein Eifersuchtsdrama. Die Schwarze Ada beginnt mit dem Weißen Thorne eine Affäre. Thornes Ehefrau taucht auf und greift ihn mit einem Messer an. Kurz darauf verschwindet sie unter mysteriösen Umständen und Thorne gerät unter Mordverdacht. Schließlich trifft auch Adas Mann Pine am Schauplatz, einem Bohemienhotel, ein…

Kenneth Macpherson – mit seiner Frau Bryher Herausgeber der Filmzeitschrift „Close Up“ – drehte diesen außergewöhnlichen Avantgarde-Stummfilm, seinen einzigen Spielfilm, kurz vor der Einführung des Tonfilms. Obwohl immerhin der Filmkurier 1931 von einem „erstaunlichen Film“ schrieb, „der die Grenzen der Kunst erweitert.“ (1) – im Grunde ist er eine Synthese der formalen Experimente der europäischen Avantgarde – war er zu seiner Zeit wohl noch zu gewagt und blieb später lange Zeit verschollen. Heute gilt der mit geringem Budget und in nur zehn Tagen gedrehte Film als Meisterwerk und „als einer der ersten Filme, der ’race’ und ’gender’ dekonstruiert und dabei zugleich auf Improvisation aufbaut, deren Radikalität mit den frühen Filmen von John Cassavetes vergleichbar ist“. (2)
Vor allem mit Hilfe seiner ungewöhnlichen Schnitttechnik stellt der nicht zuletzt von Freuds Psychoanalyse beeinflusste Film die inneren Zustände der Figuren dar.
Neben dem bekannten Bürgerrechtler, Schauspieler und Sänger Paul Robeson in einer der Hauptrollen, sind in weiteren Rollen dessen Ehefrau Eslanda Robeson sowie die amerikanische Schriftstellerin H. D. (Hilda Doolittle) und Macphersons Ehefrau Bryher, auch sie Schriftstellerin und zugleich Mäzenin ihres Mannes, zu sehen.

Herausragend auch – der neukomponierte hypnotische Filmscore des Jazz-Saxophonisten Courtney Pine. Fritz Göttler übrigens schrieb in der SZ: „Der Film ist reiner Jazz, durch seine zackige, zickige Montage." (3)

1 Film-Kurier, 15.4.1931
2 Martin Büsser, Intro.de
3 Fritz Göttler, SZ, 31.03.2008