Solo für Licht

Solo für Licht — Der Golem, wie er in die Welt kam

28.März bis 25.Mai 2008 in Leipzig

 

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Samstag 24.05.08 Uhrzeit 20.00 Uhr - Grassi
Sonntag 25.05.08 Uhrzeit 20.00 Uhr - Grassi

Der Golem, wie er in die Welt kam

Land Deutschland 1920
Regie Paul Wegener, Carl Boese
Drehbuch Paul Wegener, Henrik Galeen
Kamera Karl Freund
Originalmusik Dr. Hans Landsberger
Darsteller Paul Wegener, Albert Steinrück, Lyda Salmonowa, Ernst Deutsch, Otto Gebühr
Bauten Hans Poelzig
Produktion Projektions-AG Union Berlin
Premiere 29.10.1920 (Berlin)
Farbe viragierte Fassung
Zwischentitel Deutsch
Laufzeit 86 min
Einritt € 11,-/9,-


Das Prager Ghetto im 16. Jahrhundert. Als Rabbi Löw in den Sternen liest, dass der jüdischen Gemeinschaft Unheil droht, schafft er nach einer alten Legende eine mächtige Lehmfigur, den Golem, und haucht ihr mit magischen Kräften Leben ein. Der Golem rettet das Leben des Kaisers, und dieser widerruft seinen Befehl, die Juden aus der Stadt zu weisen. Damit hat der Golem eigentlich seinen Zweck erfüllt, aber als Löws Assistent ihn benutzt, um einen Rivalen zu bekämpfen, läuft der Golem Amok und setzt die Stadt in Flammen. Besiegt wird er erst durch ein kleines Mädchen, das ihm den Stern von der Brust löst, mit dem Löw ihm das Leben gab.

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM gilt heute als der expressionistischste Film schlechthin, die Figur des Golem als signifikant für die Motive der "Romantik der Moderne". Das beginnende 20. Jahrhundert, wenigstens in den wohlhabenden Ländern der Welt, steht ganz im Zeichen technischer Errungenschaften. Nicht zufällig taucht der Golem (hier im Übrigen vom Regisseur Wegener selbst verkörpert) auf neben dem hypnotisierten Somnambulen aus dem CABINET DES DR. CALIGARI und dem Maschinenmensch aus METROPOLIS - als künstlicher Mensch, als Produkt menschlicher Wissenschaft (hier freilich in Verbindung mit dem Mythos), als Wesen, welches sich schließlich als unbeherrschbar erweist.
Verfremdungen und die Verzerrung der Perspektiven stehen hier für eine "emotionalen Entladung zwischen Angst und Aggression, zwischen dem bewussten, rebellischen Abbrechen alter, altmodischer Brücken, Traditionen, Zeichen und einem fanatischen, fast zwanghaften Drang, eine ganz andere, völlig neue Zeit einzuleiten". (1)
Das Kulissenghetto, für dessen Bauten Hans Poelzig verantwortlich zeichnet, ist die einzige im expressionistischen Stil erbaute kleine Stadt.
"Man mag das Geschick anmerken, womit er in dem Gewinkel von Straßen und Plätzen eine dreidimensionale Tiefenwirkung erreicht, wie sie im Film jener Zeit (...) noch ungewöhnlich war - mit einer plastischen Freiheit, die über alles brav ins Konstruktive hinweggeht, leiht er den Fronten, Türen, Türmen, Fenstern, Erkern eine heftige Beredsamkeit, in einem Innenraum überdreht er sozusagen die Wölbung ins Unwirkliche der Stützungsmöglichkeit, legt geheimnisvolle Treppen und Gänge, so dass Licht und Schatten wie gespenstisches Ornament sind. Er hat damals, es ist die Zeit des stummen Films, das derb-sarkastische Wort gebraucht, dass wenigstens die Häuser ,mauscheln' sollen (...)." (2)

1 Andreas Thomas, filmzentrale.com
2 Theodor Heuss in: Deutsches Institut für Filmkunde / Stiftung Deutsche Kinemathek. Verleihkatalog 1. Frankfurt am Main/ Wiesbaden, Berlin 1986, S. 125



Live-Begleitung: Jürgen Kurz (Kinoorgel)