Solo für Licht

Solo für Licht — Odna – Allein

28.März bis 25.Mai 2008 in Leipzig

 

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Samstag 29.03.08 Uhrzeit 20.00 Uhr - Grassi
Sonntag 30.03.08 Uhrzeit 16.00 Uhr - Grassi

Odna – Allein

Originaltitel ODNA
Land Sowjetunion 1931
Regie und Drehbuch Grigori Kosinzew, Leonid Trauberg
Kamera Andrej Mosvin
Originalmusik Dmitri Schostakowitsch
Darsteller Jelena Kuzmina, Pjotr Sobolowski, Sergei Gerassimow, Marija Babanova, Van Liu-Siana, Yanina Zheimo
Produktion Sojuskino/Leninfilm
Premiere 10.10.1931
Farbe Schwarzweiß
Zwischentitel Deutsch
Laufzeit 90 min
Eintritt € 11,- / 9,-


Die junge Lehrerin Kuzmina träumt – ganz Klischee kleinbürgerlichen Glücks – von einer hübschen Zukunft mit ihrem Verlobten, von Haus und Karriere. Als sie eine Schule für Schafhirten im fernen Altai einrichten soll, zerplatzen diese Seifenblasen. Ihr Bemühen, die Politik aus ihrer Arbeit herauszuhalten, ist vergeblich, denn die sozialen Umstände im Altai-Gebirge zwingen die Kinder des Dorfes in sklavische Arbeit und halten sie von der Schule fern. Sie selbst enwickelt sich über ihr pädagogisches Selbstverständnis und die Ablehnung der Dorfbewohner zu einer kühnen Kämpferin und bezahlt dies fast mit dem Leben.

ODNA liegt ein Zeitungsartikel einer spektakulären Rettung einer Dorflehrerin zugrunde, die sich im Schnee verirrt hatte und die auf Veranlassung der Regierung mit einem Flugzeug ins Krankenhaus transportiert wurde. Diese Geschichte war die Basis für Kosinzews & Traubergs Szenario voll aktueller politischer Themen Ende der zwanziger Jahre in der Sowjetunion: die Bildungskampagne in den entlegenden Regionen, die Modernisierung des täglichen Lebens, sowie der Kampf gegen die Kulaken, die als Klassenfeinde galten und jahrelang Opfer blutiger Säuberungsaktionen wurden.
Mit dem ersten Fünfjahresplan (1928-1932) sollte gerade in den unterentwickelten Regionen der Föderation eine neue Welt erschaffen werden mithilfe von Elektrizität, Bildung, Gesundheitsfürsorge und organisierten Arbeitseinsätzen. Die Filmproduktion hatte diese Aufbauarbeit konstruktiv zu begleiten. Damit verlor der Film die Freiheit der neuen Kunst und trat in den aufkeimenden Propagandadienst des stalinschen sozialistischen Realismus.
ODNA, mit seiner eindrücklichen Sicht auf ein individuelles Schicksal und einer Bildsprache die an den zeitgenössischen Fotografen Rotschenko erinnert, drehen Kosinzew & Trauberg in dieser Zeit.

Entstanden in Leningrad und im Altaigebirge spielen die Bewohner der Siedlung, in der gefilmt wurde, ihr Leben inmitten ihrer natürlichen Umgebung und mit ihren kultischen Traditionen, so daß der Film an sich schon ein hochinteressantes ethnographisches Dokument darstellt. Kosinzew & Trauberg strebten nach größtmöglichem Verismus, drehten an Originalschauplätzen und ließen die Hauptdarstellerin unter ihrem realen Namen Jelena Alexandrowna Kusmina auftreten. Mit ihr stand eine der größten Schauspielerinnen des sowjetrussischen Kinos der 20er und 30er Jahre vor der Kamera.

Schon der Filmtitel ist Programm: ODNA - ALLEIN verweigert jede Idealisierung des Alltags im Sozialismus, sondern wirft einen skeptischen Blick in die inneren Mechanismen der neuen Gesellschaft. Das Publikum konnte sich mit Jelena identifizieren, schon zu Beginn des Films, wenn sie sich weigert, dem Einsatz-Befehl im Altai nachzukommen. Sofort wird sie im Volkskommissariat als unzuverlässiges Individuum aussortiert. Ihre Vorgesetzte ist unzweideutig nach Lenins Witwe Nadeschda Krupskaja (1869-1939) modelliert. Die Zuschauer sehen lediglich den Hinterkopf dieser Frau, mit einem Knoten im Haar: der totalitäre Staat hat kein Gesicht, wohingegen Jelenas Gesichts fortwährend in Großaufnahme zu sehen ist." (1)

1 kinotv.com


Live-Begleitung Carsten-Stephan Graf v. Bothmer (Kinoorgel)